Im Gespräch

 

Herr Bogdanski, weshalb sind Sie Rechtsanwalt geworden?

Ich habe schon immer die Interessen von anderen vertreten und wurde schon früh von Freunden, Bekannten, Kommilitonen und Arbeitskollegen zur Vertretung ihrer Interessen beauftragt. Frühe Erfolge motivierten! Zudem hatte ich als geschichts- und politikinteressierter Jugendlicher eine frühe Begeisterung für das Grundgesetz und war beeindruckt von den teilweisen Gestaltungs- und Verbesserungsmöglichkeiten, die sich bei der Durchsetzung von rechtlichen Regelungen eröffnen. Das Jurastudium war dann eine fast schon logische Folge. Es ist eine enorme Freude, wenn man anderen helfen kann. Die Berufsordnung der Rechtsanwälte beschreibt es treffend: Rechtsanwälte gewährleisten die Teilhabe des Bürgers am Recht. Unsere Tätigkeit dient der Verwirklichung des Rechtsstaates. Darum geht es: Den Leuten zu Ihrem Recht verhelfen. Geschrieben steht viel, auf die Umsetzung, die Rechtsrealität, kommt es an. Als Rechtsanwalt habe ich dabei eine entscheidende Rolle.

 

Herr Bogdanski was hat es mit Ihrem beigefügten Titel auf sich?

(lacht) Das D.E.J.F. (Paris X) steht für das Diplôme d’Etudes Juridiques Francaises und Paris X für die Universität Paris Nanterre, diese hat etwas französisch-verwaltungstechnisch die Nr. 10. Es ist das Diplom des Französischen Rechtsstudiums, das nach Prüfungen im Grundstudium, von ausländischen Studenten der Partneruniversitäten erworben werden kann. Eine schöne Erinnerung an die damalige einjährige Studienzeit in Paris an dieser Vorstadtuniversität, die in den 1968ern einige politische Berühmtheit erlangte.

 

Warum sind Sie ein guter Rechtsanwalt?

Sich selbst anzupreisen ist mir unsympathisch, aber dazu sind solche Seiten wohl da. Meine Mandanten schätzen mich, weil ich besonnen vorgehe und mich nicht an unnötigen Stellen verkämpfe, besonders sorgfältig arbeite, ihnen zuhöre und die Rechtsfälle mit allen Hintergründen und Tatsachen erfassen möchte. Ich will Lösungen für Probleme und gute, möglichst dauerhafte Ergebnisse erreichen. Wir Juristen lernen oft leider, dass wir uns auf die Akten und rechtlichen Bewertungen zu konzentrieren haben. Die Mandantin / der Mandant wird dann schnell fast schon als „unkalkulierbarer Störfaktor“ empfunden. Vor allem als Entwicklungshelfer lernte ich den Beratungsansatz sehr schätzen und gehe entsprechend vor. Auch wenn es zugegebenermaßen anfangs mehr Zeit in Anspruch nimmt, so ist man doch gemeinsam vor späteren bösen Überraschungen gefeit. Denn wenn erst das Gericht nachfragt, ist es meistens zu spät.

Zudem arbeite ich mit Freude und kann dies häufig Gesprächspartnern vermitteln. Für mich ist es die größte Befriedung zu wissen, bestmöglich beraten zu haben und auch bei Vergleichen, das bestmögliche Ergebnis / die höchstmögliche Summe für die Mandantin / den Mandanten erstritten oder verhandelt zu haben.

 

Was treibt Sie an?

Es ist vor allem die Freude, gemeinsam Lösungen zu finden, besser zu sein als die Gegenseite und die Ziele des Mandanten bestmöglich zu erreichen. Dafür ist es nicht immer zielführend, jede rechtliche Finte durchzufechten. Manchmal kann es viel geschickter sein, sich auf die wirklich wichtigen Punkte zu konzentrieren. Ich finde es zudem enorm spannend, mich mit meinen Mandantinnen und Mandanten auszutauschen und von deren vielfältigen Aktivitäten zu erfahren. Der Mut zum Beispiel von Unternehmerinnen und Unternehmern beeindruckt mich immer wieder. Da empfinde ich es als Auszeichnung, diese Aktivitäten juristisch begleiten zu können; auch und gerade, wenn es turbulent wird. Ich sehe meine Aufgabe als Rechtsberater auch darin, meinen Mandantinnen und Mandanten rechtlich quasi den Rücken freizuhalten, damit ihnen mehr Zeit und Energie bleibt für ihre eigentlichen Kernaufgaben. Es versteht sich von selbst, dass meine Auskünfte daher auch „hieb & stichfest“ sein müssen und sind. Daher bin ich auch nur in den Bereichen tätig, in denen ich über besondere Expertise verfüge.

 

Was bedeutet “Recht“ für Sie?

Das ist sehr komplex. Recht soll allen Menschen gewährleisten in Würde und Freiheit zu leben. Gerechtigkeit ist ein wesentliches Element. Ohne Recht herrscht schnell Willkür und die Diktatur des Stärkeren, das Gesetz des Dschungels. Der große sozialdemokratische Rechtsphilosoph Gustav Radbruch fasste dies wohl ungefähr so zusammen: Falls Gesetze nicht einmal das Ziel verfolgen, gerecht zu sein, sind sie kein Recht.

 

Worüber können Sie sich ärgern und worüber freuen Sie sich, Herr Bogdanski?

Mich ärgern Rassismus, Drohungen, inhaltsloser Bürokratismus und gedankliche Inflexibilität. All dies kann leider gelegentlich auftauchen, aber es gelingt dann doch sehr oft, die Vorzüge von Lösungen zu verdeutlichen. Als Radfahrer und Bergwanderer kann ich zudem sehr ausdauernd und beharrlich sein (lacht)!

Ich freue mich über neugierige, humorvolle und mutige Menschen mit Rückgrat überall auf der Welt und lache sehr gerne und oft. Ich genieße immer wieder sehr erstaunt und aufs Neue fasziniert Menschen, Natur und Kultur weltweit in allen Ihren Facetten.

 

Die Fragen stellten Kathrin Meyer und Biton Coulibaly.

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